Ein Weltenbummler soll beim SKW für Tore sorgen
Vier neue Angreifer hat der Sportklub Windhoek verpflichtet, einzig René Traut ist als Stürmer aus dem Kader der Vorsaison verblieben. In dieser Spielzeit kann sich Traut mit einem seiner Sturmpartner auf Deutsch verständigen, denn mit Robbie Echelmeyer stammt einer der Neuzugänge aus Deutschland. Der Sohn eines Münsteraners und einer Südafrikanerin lebt seit März dieses Jahres in Windhoek und arbeitet als Sportreporter für die Allgemeine Zeitung. Nachdem er in den ersten Monaten seines Aufenthalts über die Begegnungen der Premierliga und von der Weltmeisterschaft in Südafrika ausschließlich berichtet hat, schnürt er nun auch wieder selbst die Fußballstiefel. Anfang August nahm er mit dem SKW die Vorbereitung auf und schaffte den Sprung in den 25 Spieler umfassenden Kader für die Saison 2010/11.
Im Alter von vier Jahren begann die fußballerische Laufbahn des gebürtigen Frankfurters in der G-Jugend des Bundesligisten Eintracht Frankfurt, für den er sieben Jahre lang aktiv war. Nach dem beruflich bedingten Umzug seiner Familie nach Hannover, durchlief der heute 28-Jährige fortan die Jugendabteilung des Bundesligisten Hannover 96. Es folgte die Berufung in die Niedersachsenauswahl, ehe er mit dem U18-Team der Hannoveraner zweimal das Viertelfinale der deutschen A-Jugendmeisterschaft erreichte - sein damaliger Trainer: Mirko Slomka, der später den Bundesligisten Schalke 04 trainierte und mittlerweile als Cheftrainer nach Hannover zurückgekehrt ist.
Eine Verletzung stoppte zunächst die fußballerische Entwicklung des Nachwuchsstürmers. Bei einem Hallenturnier brach sich der damals 17-Jährige den rechten Mittelfuß und zog sich zudem am Sprunggelenk einen dreifachen Bänderriss zu. Echelmeyer zog nach Südafrika und besuchte das Woodridge College in der südafrikanischen Provinz Eastern Cape. Nach der verletzungsbedingten Zwangspause spielte der Youngster Tennis für die Schulmannschaft und versuchte sich in neuen Sportarten wie Rugby und Cricket.
Im Alter von neunzehn Jahren ging es zurück nach Deutschland, wo er im niedersächsischen Langenhagen das Abitur machte - seine Hauptfächer: Englisch und Sport. Während dieser Zeit kickte er für den Viertligisten SC Langenhagen. Nach dem erfolgreichen Schulabschluss zog es den Deutsch-Südafrikaner nach Kanada, wo er in einem Waisenkinderheim im Bundesstaat Ontario seinen Zivildienst leistete. Seine Aufgabe bestand in der Leitung der Sportaktivitäten.
Im Anschluss zog Echelmeyer nach Deutschland zurück und studierte zwei Jahre lang Anglistik und Sport an den Universitäten in Freiburg und Münster, wo er jeweils für die Studentenauswahl gegen das runde Leder trat. 2005 erhielt der inzwischen 23-Jährige die Zusage von der Universität Hildesheim für einen Platz im Studiengang Kommunikationswissenschaft und Journalistik. Fußballerisch wurde er nun für den Oberligisten VfV Hildesheim aktiv.
Im Rahmen seines Studiums absolvierte Echelmeyer Auslandsaufenthalte in den spanischen Universitätsstädten Salamanca und Málaga sowie ein Auslandssemester in Irland an der Dublin City University, deren Fußballauswahl er als Kapitän anführte. Wieder in Deutschland spielte Echelmeyer für den Oberligisten SV Ramlingen Ehlershausen. Doch den Weltenbummler packte wieder das Fernweh und er zog 2009 an den Río de la Plata. In Buenos Aires arbeitete er als Sportreporter für das Argentinische Tageblatt und spielte Fußball für den Drittligisten Club Atlético Sarmiento. Es folgte ein mehrmonatiger Aufenthalt in Ecuador, wo sich der Angreifer beim Erstligisten Deportivo Quito fit hielt.
Von Südamerika ging es wieder nach Deutschland. Anfang 2010 schloss Echelmeyer sein Studium an der Universität Hildesheim erfolgreich ab. Die Diplomarbeit hatte einen Vergleich der Vorberichterstattung zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in deutschen und südafrikanischen Zeitungen zum Thema. Noch während er mit der Erstellung der Abschlussarbeit beschäftigt war, bewarb sich der angehende Journalist bei der Allgemeinen Zeitung in Windhoek, die für die Zeit der WM einen Sportreporter suchte. Die Zusage kam prompt und bereits im März begann das Engagement bei der ältesten Tageszeitung Namibias.
Über Rolf Beiter und Richard Starke entstand schnell der Kontakt zum Sportklub Windhoek, der den Stürmer noch im Laufe der vergangenen Saison zu einem Probetraining einlud. Aus zeitlichen Gründen klappte es zunächst nicht. Der Sportreporter flog im Juni nach Südafrika, um für die AZ von der WM zu berichten. Inspiriert von der Atmosphäre bei der ersten Fußball-WM auf afrikanischem Boden, kehrte Echelmeyer zurück nach Windhoek, fest entschlossen, seiner fußballerischen Laufbahn ein neues Kapitel anzufügen.
Am kommenden Samstag steht der Ligaauftakt gegen den Meisterkandidaten Black Africa an und Echelmeyer hofft, sein Debüt in der namibischen Premierliga feiern zu können. Mit möglichst vielen Toren möchte der Angreifer zu einer erfolgreichen Saison für den SKW beitragen.